Liebe zur Arbeit oder nüchterner Realitätssinn?

von Elisabeth Michel-Alder

"Bitte nicht zu viel Leidenschaft für die Arbeit!" warnt die amerikanische Autorin Sarah Jaffe in einem neuen Buch. "Denn Arbeit liefert keine Gegenliebe." Stimmt natürlich, Liebe ist es nicht, was ich abends nach Hause trage. Stellenverlust und die Angst davor, Stress im Homeoffice, überdehnte Einsatzzeiten beim Paketzustellen und miese Entlöhnung zermürben die Freude an eigentlich gern ausgeübten Tätigkeiten und sind für viel Realität.

Nein, kein Job reagiert auf Herzblut-Einsatz mit Gegenliebe. Doch einen Platz in der Arbeitswelt auszufüllen, bettet Frauen und Männer gesellschaftlich ein. Sie setzen sich mit einem Ausschnitt der Welt auseinander, entwickeln sich dabei und erleben sich selbst als wirksam. Sei es beim Ordnen von Frisuren, dem Tüfteln an einem Programmcode oder beim Operieren eines Blinddarms. Wenn die Tätigkeit nachweislich Nutzen für Dritte stiftet, entstehen Verbindungen über die eigene Existenz hinaus mit der Welt. Das weckt und nährt positive Gefühle wie Zufriedenheit.

Sprechen wir doch häufiger ganz realistisch über qualitative Ansprüche an Erwerbsarbeit. Auch in der Covid-Krise.

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