Happige Altersdiskriminierung auf dem Stellenmarkt

von Elisabeth Michel-Alder

In einem Punkt sind sich Politik und Versicherungen absolut einig: Um die Versicherungssysteme zu entlasten, sollten Erwerbstätige länger im Job verweilen. Mindestens so wichtig wie das pekuniäre ist das Gesundheits-Argument zugunsten von Arbeit: Aktive, engagierte und sozial integrierte Ältere sind besser drauf als ruhig Gestellte.

Doch wer nimmt die schlauen Silberfüchse unter Vertrag? Letztes Jahr hat die San Francisco Federal Reserve Bank ein clever arrangiertes Feld-Experiment zu diesem Thema finanziert und veröffentlicht. Man hat 40 000 identische weibliche wie männliche Bewerbungen in drei Alterskategorien (29-31; 49-51; 64-66) für über 13 000 Stellen in 12 amerikanischen Städten verschickt. Es ging - um das Fuder nicht zu überladen - um einfachere Tätigkeiten in Administration und Verkauf.

Selbstverständlich war zu erwarten, dass sich das interessierte Echo der Unternehmen auf die Bewerbungen von den Jungen zu den Älteren hin abschwächt. Doch das Ausmass des Aufmerksamkeitsverlustes sorgte für Verblüffung. Zumal allgemein bekannt ist, wie oft Jüngere die Stelle wechseln und damit hohe Kosten und Managementaufwand generieren. Bei administrativen Jobs erhielt die junge Bewerbergruppe mit beiden Geschlechtern doppelt so viel Echo wie die ü60. Wohlverstanden in einem Land, das per Gesetz Altersdiskriminierung verbietet, über kein verlässliches staatliches Rentensystem und eine Masse erwerbstätiger ü70 verfügt. Erstaunt es jemanden, dass die Studie über arbeitsmarktliche Wertigkeit zu guter Letzt noch eine deutliche Benachteiligung älterer Frauen gegenüber Männern des selben Jahrgangs an den Tag bringt?

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