Alternativlosigkeit im Fall einer Kündigung

von Elisabeth Michel-Alder

Vor ein paar Tagen fragt ein Redaktor gereizt am Telefon, warum denn ständig auf allen Kanälen über das harte Los der Ü50 ohne Jobchancen gejammert werde, wo die Arbeitslosenstatistik doch nur ein paar mickrige Prozent auf Jobsuche ausweise. Zwischen harten Fakten und Wehklagen lägen Welten.

Abgesehen von der helvetischen (das Problem verzwergenden) Spezialdefinition von Arbeitslosigkeit geraten sog. ausgesteuerte Personen, die aus der Bezugsberechtigung von AL- Versicherungsgeldern gerutscht sind und Sozialhilfe beziehen oder sich als prekäre Selbständige durchschlagen, in den offiziellen Statistiken aus dem Blickfeld. Genau so wie beispielsweise entmutigte Frauen, die sich in der Hausfrauenrolle bescheiden und alte Eltern betreuen; in Befragungen setzen sie vorzugsweise bei möglichen Erklärungen für ihren Rückzug bei "Persönliche Gründe"ihr Kreuz.

Weit bedeutsamer fürs öffentliche Agendasetting scheinen mir die Tausenden ü50, die nicht mehr jeden Tag mit einem Lied auf den Lippen zur Arbeit pilgern und deren Unternehmen an der Börse schwächeln oder die viel in Digitalisierung investieren. Sie fürchten um Chancen und Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt, wenn ihnen der Schnauf ausgeht oder die Kündigung zugemailt wird. Sackgassen, Ausweglosigkeit und tragische Fallbeispiele aus dem Bekanntenkreis sind erträglicher, wenn man darüber redet.

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